Heute vor einem Jahr beschloss ich keinen Alkohol mehr zu trinken.
Und heute, an meinem ersten Jahrestag "nüchtern", möchte ich dir davon erzählen.
Erst mal vorweg, ich habe nichts gegen Alkohol, oder möchte dich mit diesem Beitrag weder zum Alkoholverzicht bekehren, oder Angst machen.
Wie bei allem ist meine Devise "Jeder muss selbst für sich entscheiden was ihm/ihr gut tut."
Also warum beschloss ich vor einem Jahr auf Alkohol zu verzichten?
Medizinisch betrachtet war ich keineswegs Alkohol krank oder süchtig, dennoch gibt es da eine Grauzone.
Aufgrund meines Berufs und Lebens mit Yoga und Ayurveda sollte Alkohol eigentlich überhaupt keine Rolle mehr spielen.
Denn die Yogis raten davon ab Alkohol zu trinken, um den Geist und die Sinne bewusst und klar zu halten. Denn nur so kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren und alles auf das Höchste ausrichten.
Genauso wird im Ayurveda der Alkohol nur in therapeutischer Form und in Kleinstmengen verabreicht.
Die westliche Schulmedizin sieht das ein bisschen anders und empfiehlt tatsächlich auch das eine oder andere Glas Bier oder Wein bei diversen "Wehwehchen".
Aber was ist den nun richtig?
Vor Corona gab es für mich kaum Platz für Alkohol in meinem Alltag, da ich fast jeden Abend unterrichtete.
Doch dann kam der Lockdown und die Abende frei und die Sorgen zu Beginn sehr groß.
Das zu Beginn eine oder andere Glas Wein auf der Couch wurde immer präsenter und regelmäßiger.
Fast schon erschreckend wie schnell es, für mich, normal wurde regelmäßig Alkohol zu trinken.
Und schon war ich in der Grauzone angekommen.
Irgendwo zwischen ab und an auf einer Feier und ohne regelmäßigen Konsum geht es nicht mehr.
Wann ist Alkohol den nun ein Problem und wann ist es ok zu trinken?
Wenn man im Internet nach der Definition von Alkoholsucht schaut, gibt es keine klare Angabe ab welcher Menge/Häufigkeit diese vorherrscht. Hier teilen sich die Meinungen, was sicher auch einer der Gründe ist, warum eine Abhängigkeit von vielen Betroffenen erst spät erkannt wird.
Nach ICD-10 wird ein "Alkoholabhängigkeitssyndrom" wie folgt beschrieben:
- Zwang - starkes Verlangen Alkohol zu konsumieren
- Kontrollverlust - Menge und Zeitpunkt des Trinkens können schlecht eingegrenzt werden
- Entzugserscheinungen - erste körperliche Symptome, die Häufigkeit nimmt zu
- Toleranz - die Wirkung des Alkohols lässt nach, die Dosis wird erhöht
- Fokussierung - Der Alkohol wird im Geist immer dominanter, Alltag nebensächlicher
- Vehemenz - der anhaltende Alkoholkonsum bei bewusster Inkaufnahme von gesundheitlichen oder sozialen Schäden
Was dabei nicht betrachtet wird ist die bereits angesprochene "Grauzone". Diese liegt irgendwo vor Punkt 1(Zwang) und bis Punkt 4 (Toleranz). Hier passiert es "plötzlich", das die Menge, die Häufigkeit und der Grund des Trinkens sich verändern.
Alkohol kann zu körperlichen und psychischen Krankheiten führen, bis hin zum Verlust des sozialen Lebens und dem Tod.
Dabei macht es keinen Unterschied, ob man regelmäßig in einer Gruppe, oder alleine zu Hause trinkt.
Der einzige Unterschied dabei ist die gesellschaftliche Betrachtungszweise: "die Grauzone".
Diese zeigt dir, wenn alle Anderen trinken (egal wie häufig und viel), kann es nicht falsch sein.
Also warum hatte ich mich am 04.10.2020 dazu entschlossen (vorerst) keinen Alkohol mehr zu trinken?
War ich nach ein paar Gläsern Wein, über den Sommer, plötzlich Alkoholikerin? NEIN!
Aber dieser Weg zum Alkohol, aufgrund von mehr Freizeit gepaart mit ein paar Existenzsorgen, hat mich schockiert.
Dazu muss ich sagen, dass die Alkoholsucht in meiner Familie nicht unbekannt ist, was mich daher auch schnell wach gerüttelt hat.
Was ich dir mitgeben möchte
Betrachte deinen Umgang mit Alkohol bewusst und nüchtern, dann wirst auch du den richtigen Weg damit für dich finden. Denn im Endeffekt ist auch ein Suchtverhalten sehr individuell kritisch oder eben nicht.
Ich bereue meine Entscheidung bisher keinen einzigen Tag und bin froh heute den "strahlend nüchternen Weg" gewählt zu haben.
Alles Gute für dich auf deinem Weg!
Deine Angela
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